Grüne protestieren mit Bürger*innen gegen die Schnellstraße im Naherholungsgebiet

Brackel
26.08.2020 – Pressemitteilung

Die Existenz anliegender Höfe ist bedroht, ein Waldkindergarten verliert den Zugang zum Wald, Tiere und Natur leiden und Anwohner schauen plötzlich auf eine Lärmschutzwand, anstatt auf grüne Wiesen und Felder: All das sind die – sehr realistischen – Ängste, die mit dem Weiterbau der Brackeler Straße (OWIIIa) verbunden sind. Diese Ängste sind es auch, die über hundert Anwohnerinnen und Anwohner am 15. August aus Protest auf die Straße trieben. Die Grünen der Bezirksvertretung Brackel haben sich dem Protestspaziergang angeschlossen und waren mit ihrem neuen mobilen Infostand vertreten.

„Der jungen Generation wird die Zukunft verbaut!“ So brachte es der 24-jährige Timo Mittermüller am Ende des Protestspaziergangs am 15. August auf den Punkt. Im Falle eines Ausbaus der OWIIIa würde er mit seiner Familie plötzlich direkt an einer Schnellstraße wohnen. Anstatt den Blick auf die Natur zu genießen, würde er im Garten plötzlich auf eine vier bis fünf Meter hohe Lärmschutzwand schauen. Statt Vogelgezwitscher und Blätterrauschen würde plötzlich der Lärm fahrender Autos das Leben prägen. Seine besondere Sorge gilt außerdem den Kindern der „Fabido Baedekerstraße“, der in direkter Nachbarschaft liegt: „Ich selber war dort im Kindergarten und habe von den regelmäßigen Ausflügen in den Wald sehr profitiert. Heute gibt es sogar ein Waldkonzept mit Waldpädagogen, die regelmäßig mit den Kindern Exkursionen unternehmen.“ Auch dies würde mit einer Schnellstraße im Garten der Vergangenheit angehören.

Timos Vater, Bernd Mittermüller, ergänzte die Ausführungen seines Sohnes. „Es ist rund um die Uhr mit erheblichen Lärmbelästigungen und Abgasemissionen zu rechnen. Neben dem massiven Wertverlust der Eigenheime aller Anwohner bedeutet der Bau dieser ‚Autobahn‘ auch einen spürbaren Verlust der Lebensqualität vieler Einwohner von Wickede und Asseln.“ Eine weitere Sorge, die auch Die Grünen immer wieder geäußert haben, besteht in der Zunahme des Verkehrs. „Insbesondere der LKW-Verkehr wird die OWIIIa als mautfreie Abkürzung und A1-Zubringer nutzen“, so Bernd Mittermüller. Bei Stausituationen auf dem Dortmunder Autobahnring würden außerdem moderne Navigationssysteme sämtlichen Verkehr über die OWIIIa umleiten, zum Beispiel um das Unnaer Kreuz zu umfahren. „Im Sommer bei offenem Fenster schlafen gehört dann in Wickede und Kurl der Vergangenheit an“, kommentierte das Thomas Mitra, Fraktionssprecher Der Grünen.

Angst um Natur und Existenzen vor Ort

Laut der Bürgerinitiative „Schützt unseren Freiraum“ (BISuf), die den Protestspaziergang organisiert hatte, nahmen rund 160 Bürgerinnen und Bürger an der Wanderung rund um die Trasse der geplanten Schnellstraße teil – darunter auch einige Vertreter Der Grünen des Ortsverbands Brackel, die an einem zusätzlichen Infostand zur aktuellen Situation informierten. „Der Weiterbau der OWIIIa ist ein Projekt, das die Ziele der Masterpläne zu Mobilität, zu Lärm- und Klimaschutz konterkariert“, sagte Matthias Dudde, Mitglied der Grünen Ratsfraktion, zu Beginn des Protestspaziergangs. „In Zeiten von Klimawandel, Problemen durch Zerstörung von Grünflächen und Flächenversiegelung durch Autoverkehr ist das Festhalten am Neubau einer Schnellstraße durch einen wichtigen Grüngürtel in einer Großstadt wie Dortmund für uns nicht nachvollziehbar.“

Wie gravierend die Folgen des Weiterbaus der Brackeler Straße wären, wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern spätestens am Ponyhof Möllmann in Wickede bewusst, dessen Existenz durch die Schnellstraße massiv bedroht wäre. Man merkte Tina Möllmann die Emotionen an, als sie an dem Samstag das Wort ergriff: „Ein Stück Natur am Rande von Dortmund soll zerstört werden. Doch wo fahren zukünftig die Kinder mit ihren Fahrrädern? Wo gehen Familien mit ihren Kindern zukünftig spazieren? Oder wo gehen auch wir als Reiter eine entspannte Runde mit unseren Pferden und den Ponys, auf denen Kinder lachen? Wir in Wickede wohnen teilweise in einem sozialen Brennpunkt und die einzige Zuflucht, die viele Menschen hier haben, sind unsere Naturschutzgebiete. Wo sollen wir alle das zukünftig tun? Am Rande einer Schnellstraße, auf der nur Gefahren für Mensch und Tier lauern? Wir glauben, keiner von uns wünscht sich so etwas. Es muss eine andere Lösung geben, um die stickige Verkehrslage zu entlasten.“

Während des gesamten Spaziergangs wurden weitere Ängste im Zusammenhang mit dem Ausbau der OWIIIa geäußert: Einer der größten Freiräume Dortmunds mit alten Bäumen und Hecken würde zerschnitten, was wiederum zur Verinselung von Tierpopulationen führen würde, die dann nicht mehr überlebensfähig sind. Ein Artensterben könnte nicht verhindert werden. Die Trasse würde außerdem direkt durch ein Feuchtgebiet im Wickeder Ostholz gehen, das im Landschaftsplan ausdrücklich unter Schutz gestellt wurde. Zudem weisen Die Grünen darauf hin, dass Schülerinnen und Schüler, die beispielsweise aus dem Bereich Kurl zum Schulzentrum Asseln gelangen wollen, in Zukunft die Schnellstraße überqueren müssen.

Der Ortsverband Brackel Der Grünen hatte sich in der Vergangenheit immer wieder einstimmig und vehement gegen die Wiederaufnahme der Planungen zum Weiterbau der OWIIIa ausgesprochen. Bereits im Juni hatten die Mitglieder darauf hingewiesen, dass schon durch die Planung erhebliche Kosten auf die beteiligten Kommunen zukommen werden – und das in einer Zeit, in der alle öffentlichen Haushalte durch die Corona-Krise mit geringeren Einnahmen rechnen müssen. „Dabei ist der Nutzen für die erhoffte Reduzierung des Verkehrs auf den umliegenden Straßen, besonders auf dem Asselner und Wickeder Hellweg sehr fraglich, die Schädigung der Natur in dem größten zusammenhängenden Freiraum im Dortmunder Osten dagegen sehr sicher“, heißt es in einer Stellungnahme. Die Grünen versprechen außerdem: „Wir werden dem Weiterbau der OWIIIa weiterhin massiven Widerstand entgegensetzen.“ Dafür hoffen sie auch in Zukunft auf eine breite Unterstützung durch die Bevölkerung.


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